Preisbestimmung in der Datenwiederherstellungsbranche

Jeder Datenwiederherstellungsfall ist einzigartig und somit nicht ohne Weiteres standardisierbar. Wirkliche Spezialisten auf dem Gebiet der Datenrettung gibt es bundesweit maximal 30 – Anbieter, die schnell Betriebssysteme installieren, Computerviren löschen, oder PCs reinigen, dagegen eine Vielzahl.

Immer wieder wird deutlich, dass für viele Kunden die Preisgestaltung bei der Datenwiederherstellung erklärungsbedürftig ist, insbesondere dann, wenn nicht unmittelbar vom erforderlichen Zeitaufwand auf die Höhe des Honorars geschlossen werden kann.

Auf den ersten Blick scheint es logisch im durch die Preisliste ausgewiesen Honorar eine schlichte Erstattung für den Zeitaufwand und evtl. angefallene Materialkosten zu sehen. Aber der Sachverhalt stellt sich komplexer dar. Entscheidend ist der Schwierigkeitsgrad der auszuführenden Serviceleistungen. Ein Teil der Arbeit läuft halbautomatisch ab und erfordert nicht den vollen Einsatz einer hochqualifizierten Fachkraft, da spezielle Softwarealgorithmen automatisch die Dateistruktur analysieren oder z.B. das Sektorenkopieren besorgen. In einem solchen Fall werden nur andere Leistungen wie etwa Elektronikreparatur, Schreib-Lesekopf-Austausch oder Plattenreinigung manuell vom Fachpersonal ausgeführt.

Der Preis für eine Datenrettung wird durch folgende Faktoren bestimmt: Modell und Typ des Datenträgers, Art des Problems, Beschädigungsgrad (von der klackernde Western Digital 2Tb Caviar Green-Festplatte wird es schwieriger sein Daten zu extrahieren als von einer durch Firmware blockierten Seagate Barracuda 7200.11). Vergleicht man das Problem der Datenrettung bei zwei Seagate Barracuda 7200.11 500Gb Festplatten, die eine mit defekten Schreib-Leseköpfen, die andere dagegen mit Problemen im Bereich einfacher Formatierung, so müssen im ersten Fall die Schreib-Leseköpfe ersetzt und dann umgehend ein Festplattenimage auf einem anderen „gesunden“ Laufwerk erstellt werden. Im anderen Fall wird die Festplatte mit Hilfe von Datenrettungssoftware gescannt und danach werden zwei Kopien vom Datenträger gefertigt, eine mit allen Ordnern und Dateiverzeichnissen, die andere sogenannte RAW-Kopie ohne Dateistruktur, dafür aber mit allen erdenklichen Daten, die auf dem Laufwerk noch zu finden sind.

Die Unterschiede im Arbeitsaufwand sind schnell deutlich gemacht: Das Austauschen der Schreib-Leseköpfe dauert im Durchschnitt 20 Minuten, die sich anschließende Datenextraktion bei intakten Oberflächen ca. 1 Stunde, beim Vorhandensein vieler Bad Blocks 2-3 Stunden. Für diese sehr anspruchsvolle Arbeit zahlt der Kunde ungefähr 530 Euro, Ersatzfestplatte und MwSt. inklusive. Ein tiefer Festplattenscan dauert ca. 3 Stunden, die Datenspeicherung zusätzlich 1-2 Stunden und die anschließende RAW-Wiederherstellung noch einmal 2 Stunden, somit kommt man auf 6-7 Arbeitsstunden. Da ein Teil dieser Prozeduren halbautomatisch abläuft, beträgt das Honorar für diese Arbeit nur ca. 210-240 Euro.

Im ersten Fall kostet eine Stunde Arbeit also ungefähr 200 Euro, im zweiten nur circa 30 Euro. Es ist nachvollziehbar, dass ein solcher Preisunterschied nur durch die teilautomatisierte Arbeit erreicht werden kann. Die Schwierigkeit der Datenrettung bestimmt also den Preis und die Problematik wird nicht nur vom Zeitaufwand, sondern auch vom erforderlichen Experten-Zeiteinsatz, den ein bestimmtes Datenrettungsproblem erfordert, beeinflusst. Während im zweiten Fall fast jeder PC-Notdienst-Techniker oder Administrator mehr oder weniger erfolgreich tätig sein kann, kommen beim Schreib-Lesekopf-Austausch und den sich anschließenden Rettungs- und Sicherungsverfahren im Kölner Raum nur wenige professionelle Datenretter in Frage, die diese schwierigen Prozeduren beherrschen.

Es soll nicht verschwiegen werden, dass in ganz extrem gelagerten Fällen externe Data-Recovery-Experten hinzugezogen werden müssen, von denen es weltweit nur eine Handvoll gibt. In einer solchen Situation wird sich das Problem der Honorierung natürlich sehr speziell darstellen.

Olexiy Ushakov

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